Pressemitteilung:
JUKO Marburg e.V. zieht in „Villa Juvente“
Am Ende eines langen Weges ist JUKO Marburg e.V., seit 1986 ein freier Jugendhilfeträger und Bildungsträger in der Region Marburg-Biedenkopf, nun in das Haus am Krummbogen 2, künftig „Villa Juvente“ genannt, eingezogen und begeht dieses besondere Ereignis am Freitag mit einer kleinen Feierstunde. Der Vorsitzende Dr. Thomas Wolf wird den Gästen einen Blick über die lange Reise vorstellen, Oberbürgermeister Dr. Spies ein Grußwort des Magistrats der Stadt Marburg überbringen.
Begonnen hat die Reise im Jahr 2019 mit der Bewerbung der Stadt Marburg um Mittel aus dem Städtebauförderungsprogramm „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“, das vom Land Hessen und dem Bund mit einem Zuschuss von 90 % der Kosten ausgestattet wurde. Der im Dezember 2020 erfolgte Zuschlag für die Kosten der umfangreichen, grundhaften Sanierung von über 2 Mio. EUR ermöglichte es JUKO, mit über viele Jahre angesparten Eigenmitteln das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1878 von der Gewobau Marburg zu erwerben und zu sanieren.
Die eingeworbenen Fördermittel hat die Stadt Marburg in Übereinstimmung mit den Sanierungszielen und verabredungsgemäß an die JUKO weitergeleitet. Die Stadt Marburg hat mit JUKO eine entsprechende Vereinbarung getroffen: Danach fungierte die Stadt zwar formal als Antragsteller und Zuwendungsempfänger, sie war aber im Übrigen von allen Ansprüchen, insbesondere auch dem 10 %igen Eigenanteil der Sanierungskosten, freigestellt.
Die Arbeiten, die z.T. europaweit auszuschreiben waren, begannen im Jahr 2021 und konnten ohne ernstliche Verzögerungen bis auf wenige Restgewerke im April 2025 beendet werden. Die Aufträge konnten von der Planung über die Bauleitung bis hin zu den einzelnen Handwerksbetrieben ganz überwiegend einheimischen Unternehmen übertragen werden. Die Gesamtkosten werden nach Abschluss der noch ausstehenden Restarbeiten bei etwa 2,5 Mio. EUR liegen, der Förderbetrag ist auf 1,720 Mio. EUR gedeckelt.
Die „Villa Juvente“ gibt auf 500 qm Arbeitsfläche Raum für die verschiedenen Abteilungen von JUKO in Büros und Räumen für Gespräche mit den Klienten. Nachdem JUKO in den vergangenen 39 Jahren sein Angebot stetig erweitert hatte, mussten die vier Abteilungen – Jugend- und Familienhilfe, Jugendkompetenzwerk, Konflikthilfe/Mediation/Prävention und Verwaltung – in angemieteten, räumlich nicht benachbarten Standorten in der Nordstadt angesiedelt werden. Die Räume waren nicht barrierefrei, entsprachen nicht den Standards und erschwerten flexible Nutzungsmöglichkeiten. Die räumliche Trennung beeinträchtigte die Vereinsidentität, Synergieeffekte und die Außenwirkung im Nordstadtviertel. Es entstand die Idee, den Krummbogen 2 zu erwerben und als „Villa Juvente“ zu sanieren, um mit einem barrierefreien Zugang eine zeitgemäße Beratungsinfrastruktur zu schaffen, die Angebotsvielfalt zu bündeln und die soziale Arbeit im Quartier zu stärken. Die Stadt Marburg unterstützt dies, um Effizienz und Kapazität für soziale Angebote (politische Kultur-, Bildungsarbeit, Beteiligungsformate, Demokratielernen) zu steigern.
JUKO möchte vorhandene Netzwerke im Stadtviertel intensivieren und durch neue Verbindungen und Kooperationen noch stärker in das Stadtviertel mit innovativen Vorhaben hineinwirken. Diese herausragende Zielsetzung entspricht dem städtebaulichen Entwicklungs- und Handlungskonzept zum Sanierungsvorhaben „Marburger Nordstadt“ von 2004. Zur sozialen und soziokulturellen Zukunftssicherung hat die Stadt Marburg den Ausbau der Sozial- und Bildungsinfrastruktur freier Täger und Initiativen sowie ihre Kooperationen untereinander als förderwürdig festgelegt. Die im Quartier Nordstadt und Bahnhofsviertel festgestellten Integrationsbedarfe (Marburger Sozialbericht, Marburger Jugendhilfebericht, Auswertungen der Kennzahlen zu sozialen Transferleistungen und eigene Recherchen) korrespondieren mit dem Leistungsspektrum von JUKO, wie die Angebote im Bereich der Jugendhilfe mit justiznahen Angeboten und der Bildungsarbeit mit benachteiligten jungen Menschen. Nicht zuletzt müssen in diesem als „typische Bahnhofsgegend“ zu bezeichnendem Viertel ganz besondere Anstrengungen und Strukturen zum sozialen Zusammenhalt geschaffen werden. Der hohe Geschäftsbesatz, das Vorhandensein von Spielhallen und Bars, die hohe Passantenmobilität zieht (junge) Menschen in schwierigen sozialen Lagen an.
Eine Besonderheit für die Stadt Marburg als Auftraggeberin der JUKO liegt in der Präventionsarbeit im Quartier. Hier kann JUKO auf sein Alleinstellungsmerkmal, der langjährigen Expertise im Bereich der Straffälligenhilfe, verweisen. Die vielfältigen Angebote sind integraler Bestandteil kommunaler Präventionsstrategien und wirksamer Opferschutz. JUKO kann mit der Villa Juvente seine aufsuchenden Arbeitsansätze im Quartier verstärken und in Kooperation mit der Polizei und Ordnungskräften die subjektive Sicherheitslage durch optische Präsenz und jugendgerechte Ansprache erhöhen. Hiermit leisten wir als Jugendhilfeträger unter Wahrung unseres Rollenverständnisses einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, zur Minderung der Kriminalitätsbelastung und zur Imageverbesserung des Quartiers.